Was wäre, wenn...? Entscheidungsunterstützung in Zeiten vielfältigen Wandels

Nicht nur mit dem gerade begonnenen Ruhestand der großen Kohorte der Babyboomer, sondern bereits jetzt und in den nächsten zwei Jahrzehnten vollzieht sich ein enormer gesellschaftlicher Wandel, der grundlegende Fragen nach der zukünftigen Gestaltung und Leistungsfähigkeit unserer räumlichen Strukturen aufwirft und grundlegende Veränderungen in der Raumplanung auf verschiedenen Maßstabsebenen nach sich zieht. Die älter werdende Generation erfreut sich im Allgemeinen einer guten Gesundheit, ist fit und hat oft freie Zeit für Freizeit, Reisen und ehrenamtliche Tätigkeiten. Gleichzeitig geht dieser Wandel aber auch mit erheblichen Schwierigkeiten einher: So belegen die Babyboomer in den neu gebauten Quartieren der vergangenen Jahrzehnte teilweise riesige Wohnflächen. Sie wohnen oft in der Peripherie, wodurch sowohl die Nahversorgung als auch die medizinische Infrastruktur schlechter erreichbar sind. Die Mobilität kann sich im Alter als problematisch erweisen. Und das alles in einer Zeit, in der andere große Umbrüche wie der Klimawandel, die Energiekrise, Veränderungen in der Arbeitswelt, KI oder die digitale Transformation stattfinden.

Das von der Carl-Zeiss-Stiftung geförderte Forschungsprojekt „Ageing Smart“ untersucht daten- und KI-gestützte Möglichkeiten zum Umgang mit gesellschaftlichen Umbrüchen und zielt darauf ab, ein Entscheidungsunterstützungssystem zu entwickeln, das Entwicklungen in verschiedene mögliche Zukünfte extrapolieren kann, um visuell zu verdeutlichen, welche Entscheidungen welche räumlichen Konsequenzen nach sich ziehen („Was wäre, wenn...?“) und darauf bessere Argumente aufbauen zu können. Neben der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung von Quartieren mit definierten Lebensqualitätszielen werden insbesondere die Transformation des Wohnungsbestandes sowie Fragen der Infrastrukturversorgung, Mobilitätsaspekte und der medizinischen Versorgung untersucht.

Das Spezialthema der REAL CORP 2024 befasst sich mit dem mehrfachen Wandel sowie der Entscheidungsunterstützung, stellt das Thema der demografischen Entwicklung in einen gemeinsamen Fokus und versucht, eine breite Perspektive zu eröffnen und zu diskutieren. Neben eigenen Beiträgen aus dem Forschungsprojekt Ageing Smart suchen wir hochkarätige Beiträge aus anderen Institutionen und Forschungsprojekten, die sich im weitesten Sinne mit den raumstrukturellen Planungs- und Organisationsaspekten des gesellschaftlichen Wandels, entsprechender räumlicher Modellierung und Szenarienentwicklung, raumstrategischer Entscheidungsunterstützung und den damit verbundenen Daten, Methoden, Visualisierungen, Werkzeugen und Konzepten befassen, und rufen die wissenschaftliche Community auf, entsprechende Vorschläge einzureichen.